Das große Finale

Spannender konnte die Saison 2012 eigentlich nicht verlaufen. Angefangen hat alles beim Silberreiher in Neusiedl, wo Thomas Dohnal gleich zu Beginn eine Machtdemonstration ablieferte. Die österreichische Meisterschaft verlief ähnlich. Markant war auch der immer ausichtsloser erscheinende Kampf von AUT 1 um die Spitze des Cups, der ehemaligen Rangliste. Und in dieser Situation trat auf einmal ein anderes Team – selbstbewusst durch solide Leistung – vor den Vorhang: Die Zethners, mit Helmut Tremmel am Bug, erhöhten mehr und mehr den Druck auf die Spitze. Die German Open am Bodensee stellten somit das große Finale einer Saison dar, die als die wohl spannendste in der Geschichte der österreichischen 20R in die Annalen eingehen wird.

c

1. Akt: Starnberg

Um die 20R-Szene am schönen Starnberger See neu anzukurbeln, legte man den traditionellen R-Cup und den Toni-Herrmann-Preis an einem Wochenende zusammen und direkt vor die German Open. Diesem Wink folgten zwar die wenigsten deutschen Kollegen, dafür aber fünf Mannschaften vom Neusiedlersee. Die waren es dann auch, die bei diesen beiden Regatten den Ton angaben. Nur ein kleines gallisches Dorf… äh… ein Berliner Boot leistete erbittert Widerstand. Tino Baldewein und seine Jungs retteten die Ehre Deutschlands und verhinderten mit einem 3. Und einem 2. Platz gesamt ein reines Ösi-Podium. Uns störte das überhaupt nicht. Erstens sind uns die drei mit ihrem „Spaß an der Freude“ und ihrer Art zu Segeln richtig ans Herz gewachsen und zweitens gebührt solider sportlicher Leistung immer Anerkennung. Die großen Dominatoren kamen allerdings doch vom Neusiedlersee. Für Andi Zethner und seine „Oidspotzn“ konnte es in der Vorbereitung auf den Bodensee nicht besser laufen. Taktisch fehlerfrei, ausgestattet mit gutem Grundspeed und einer echten Waffe in Form der 0er-Genua, segelten sie in sieben Wettfahrten fünfmal an die Spitze und begnügten sich die anderen Male mit 2. Plätzen. Neben Tino am Stockerl, Christian Müller-Uri mit Franky Fellner und Wolfi Kases. Als 4. in beiden Regatten folgte Ali Mojzis, Bernd Schwaiger und Stefan Kölliker (der Autor himself).

2. Akt: Die Baustelle von Fischbach

Am Montag hieß es zusammenpacken und am Dienstag brachen wir alle unsere Zelte in Starnberg ab und zogen weiter nach Fischbach. Die Erwartungen der einzelnen Teams waren groß. Andi hatte seinen Rückstand auf Thomas im Kampf um den 20R Cup Austria auf weniger als 10 Punkte reduziert und machte sich schön langsam berechtigte Hoffnungen auf den Sieg. Zumal Thomas hier nicht auf eigenem Rumpf, sondern auf einem fabriksneuen, ganz und gar jungfräulichen 20R antreten musste. Ali & Co wollten den Speed, den sie am Starnberger See vor allem bergab gefunden haben, jetzt auch bergauf segeln und schraubten mal so 100kg mehr auf die Wanten (was sich – no na - als fataler Fehler herausstellte und den ersten Wettfahrttag kostete). Gerhard Heider setzte hier vor Fischbach wieder auf seine Stammformation und die Horvath-Family auf den angesagten leichten Wind. Ja und die erst jetzt Dazugestoßenen, die gingen wohl mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen an den Start. Allen voran wohl Thomas – diesmal mit Hans Spitzauer und Christoph Marsano vor dem Reitbalken.

Was war das für ein Anblick, als die drei noch bei der Eröffnungsfeier zur Deutschen Meisterschaft unter Flutlicht (oder zumindest Licht) emsig und teils ziemlich verdrossen vor der Halle zangelten! Immer wieder feststellend, dass vieles nicht so ist, wie es scheint und umgekehrt. Das mitfühlende Raunen, das in Gedanken durch die Köpfe der anderen Segler ging, konnte man fast hören. Und eines war wohl jedem klar: Mit einem Boot in diesem Zustand ist ein Spitzenplatz eigentlich nicht zu holen. Der Geheimfavorit der Österreicher wurde zum Underdog.

3. Akt: Lasst die Meisterschaft beginnen

Donnerstag, erster Wettkampftag. Den durchaus moderaten Wind wusste Wettfahrtleiterin Claudia Bucher zu nutzen und ließ uns dreimal den Parcours absegeln. Danach stand für uns Österreicher ein erfreuliches Ergebnis zu Buche. In jeder der drei Wettfahrten landete zumindest ein Österreicher auf dem Stockerl, einmal sogar mit AUT 1 und AUT 190 zwei. Rainer Wilhelm (AUT 777) zeigte mit zwei 3. Plätzen ganz massiv auf. Gesamt lag Thomas dort, wo ihn – nach der Vorabendeinlage - wohl die wenigsten vermuteten, nämlich auf der 3. Auf der 5 folgten die wilden Schmetterlinge auf AUT 1, auf der 8 Andi und auf der 10 (bedingt durch einen 22. Platz) eben AUT 777. Daumendrücken war also weiterhin angesagt.

4. Akt: Mörbischer Seefestspiele

2. Wettkampftag und Claudia wollte natürlich den Sack zu machen, bzw. die vierte Wettfahrt im Kasten haben, die für das gültige Zustandekommen der Meisterschaft nötig war. Mehr als eine Wettfahrt wurde es an diesem Tag leider eh nicht, aber die hatte es für „Team Austria“ sowieso in sich. Andi erwischte – im dritten Anlauf und bei „Black Flag“ - einen Traumstart, segelte schon wieder ähnlich souverän, wie in Starnberg und holte den ersten 1. für Österreich. Er verwies damit die beiden Titelfavoriten aus Deutschland Christian Friedrich, Fiddi Göing und Matze Schönfelder (GER 1400), bzw. Jens Magdanz, Stefan Mädicke und Frank Sekura (GER 1320) auf die Plätze. Dahinter platzierte sich schon Rainer auf dem 4. Platz. Ali (AUT 129) und Thomas (AUT 126) belegten die Plätze 6 und 7. Nur Charly Witte (GER 1390) konnte mit Rang 5 diese österreichische Phalanx sprengen.

Vier Österreicher unter den ersten 7 – in der 4. Wettfahrt, als auch over all - und der Tagessieg von Andi! Wann gab es das schon mal bei einer deutschen Meisterschaft?! Dieses schifahrerische Ergebnis ließ den herrlichen Rindsbraten – zubereitet vom Seewirt – noch zarter und köstlicher erscheinen, als er ohnehin schon war. Das auch das eine oder andere Bierchen und auch die eine oder andere Flasche Wein an diesem Abend den Weg ihrer natürlichen Bestimmung nahmen, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.

5. und letzter Akt: Der Himmel über Fischbach strahlt schwarz-rotweissrot-gold

Am Samstag null Wind. Aber was soll’s. Andi war trotz einem 18. Platz und noch keinem Streicher hervorragender 3. Rainer, Thomas und Johann auf 5, 6 und 7. Wer wollte eigentlich noch mehr…

…die Wettfahrtleitung! Und so ging’s bei ziemlich maroden Bedingungen wieder aufs Wasser. Nicht gerade zur Freude vieler Segler. Doch, siehe da, wenn Claudia „Follow me“ ruft, dann folgt ihr nicht nur die versammelte 20R-Meute, sondern ganz offensichtlich auch der Wind. Die Folge waren zwei schöne abschließende Leichtwindwettfahrten mit einer österreichischen Zugabe.

Die Entscheidung über die German Open wurde zum beinharten Dreikampf zwischen GER 1400, AUT 190 und GER 1320. Wieder Black Flag am Start und wieder kam Andi ganz gut weg. Wesentlich besser jedenfalls, als seine direkte Konkurrenz. Denn auf einmal zeigten Christian und Maggi Nerven und kamen über einen 8., bzw. 5. Platz nicht hinaus, während Andi 2. wurde. Damit lag GER 1320 einen Punkt vor GER 1400 und AUT 190. Welches Drehbuch könnte spannender geschrieben werden?!

Sechste, alles entscheidende, Wettfahrt. Unnötig zu erwähnen, dass wir wieder verschärft starteten. Und da griff Christian Friedrich einmal mehr in seine Wunderkiste, zauberte einen Superstart aus dem Ärmel, zirkelte eine perfekte Startkreuz in das Blau des Bodensees und ging als erster um die Luvtonne. Dahinter wurde es eng. Andi und Maggi kämpften um die Platzierungen. Mitten drinnen auch die Crew von AUT 777, die letztendlich das Zünglein an der Waage darstellen sollte. GER 1400 baute mit jedem Schenkel seine Führung ein wenig aus und holte sich damit in der allerletzten Wettfahrt den German-Open-Sieg. Andi segelte einen 2. Platz und den Vizemeistertitel nach Mörbisch. Auch dank Rainer, der den 3. Platz mannhaft verteidigte und Maggi sogar noch auf der Ziellinie in ein Luv-Duell verwickelte.

Mit diesem Ergebnis holte Andi auch den 20R Cup Austria und ist damit der erfolgreichste Steuermann der heurigen Saison (schon eine alte Familientradition). Und zu guter Letzt gewann Papa Erich auch noch die Vorschoterwertung 2012. Selbstredend, dass die Siegerehrung, oder besser gesagt die Feier danach mit Musik und feuchtfröhlich einen tollen Ausklang dieser Regattaserie lieferte.

Special Thanks

Spezieller Dank gilt Franz Heidinger vom SCW am Starnberger See (einer der coolsten Regattaleiter, die wir je erlebt haben), Claudia Bucher (für ihre tolle Wettfahrtleitung bei nicht immer leichten Bedingungen vor Fischbach), Sabine und Susi (für die tollen Fotos, vor allem von Susi’s „Team“ AUT 129 ;-)), Ossi Münzer (dem eigentlichen Gastgeber) und dem gesamten WVF-Team (für die tolle Arbeit am Wasser und an Land)

Abspann

Und weil’s so historisch war, holen wir das gesamte „Team Austria“ vor den Vorhang:

AUT 190: Andreas Zethner, Erich Zethner, Helmut Tremmel

AUT 777: Rainer Wilhelm, Christian Claus, Alexander Kohlendorfer

AUT 126: Thomas Dohnal, Hans Spitzauer, Christoph Marsano

AUT 1: Johann Gottwald, Rainer Holzer, Christian Ludwig

AUT 129: Ali Mojzis, Bernd Schwaiger, Stefan Kölliker

AUT 1370: Lukas Rauhofer, Michael Lindner, Georg Fleischmann

GER 1366: Anton Horvath, Irene Horvath, Stephanie Horvath

AUT 125: Gerhard Heider, Erwin Rumpf, Robert Blecha

AUT 123 (nur am Starnbergersee): Christian Müller-Uri, Franky Fellner, Wolfgang Kases

 

Endergebnis der German Open 2012

1

2

3