German Open 2015

Berlin, Wannsee. Dort wo einst historische Konferenzen abgehalten wurden, schickten sich die 20er Jollenkreuzer an, die diesjährigen German Open zu veranstalten. Für diesen zweiten Höhepunkt der 2015er Saison hatte sich die deutsche KV schon etwas einfallen lassen. Den Auftakt machte der Verein Seglerhaus am Wannsee – ein Verein mit einem gediegenen Clubhaus aus dem vorvorigen Jahrhundert – mit der Vorregatta. Danach ging's ab Dienstag im SV03 mit den eigentlichen German Open, der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft der 20er Jollenkreuzer, weiter.

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Nachdem wir am Traunsee von unseren Berliner Freunden schon erfahren haben, dass das gebuchte Hotel eigentlich gar nicht so ums Eck liegt und du das Auto brauchst, haben wir sofort auf Wohnwagen umgesattelt, was sich im Nachhinein als goldrichtig erwies. Das Team von AUT 190 war ja sowieso mit VW-Bus und Zelt unterwegs und somit ergab sich wie in Traunkirchen wieder ein Österreicher-Zentrum. Gleich links nebenan wohnten unsere Freunde vom Bodensee und das Team von GER 1290 und rechts nächtigte Christian Friedrich. Für internationale feucht-fröhliche Stimmung war also nicht nur beim Segeln gesorgt. Feucht-fröhlich natürlich nicht nur wegen des einen oder anderen Getränks unterschiedlichster Ausprägung, sondern auch wegen der teilweise doch recht heftigen Regengüsse am Montag und Dienstag.

Bernd hatte selbstverständlich wieder seinen Griller mit und natürlich wieder bestes Rindfleisch vom Fleischermeister Szabo aus Wien 5. Mittlerweile sind wir in der Logistik, was Transport und Kühlkette betrifft, schon echte Profis.

Tja, und der Abend oder besser gesagt die Nacht in Berlin wird wohl auch in die Geschichtsbücher der 20er-Segler eingehen. Codewort: Rosa Regenschirm (die Eingeweihten wissen was gemeint ist, die anderen brauchen nicht mehr zu erfahren ;-)) Aber wie hieß es schon bei der Eröffnung: 20er-Segler sind diejenigen, die nie am gleichen Tag schlafen gehen, an dem sie aufgestanden sind.

Aber nebenbei wurde auch noch gesegelt. Und wie auch noch! Der Wannsee entpuppte sich als wirklich herausforderndes Revier mit für deutsche Seen ganz ungewohnten Untiefen, mit denen so manches Boot teils unliebsame, teils recht schmerzvolle Bekanntschaft machen musste.

Die Vorregatta war mit 27 teilnehmenden Crews schon immens stark bestückt, aber die German Open toppten mit 37 Mannschaften einfach alles. Auch die Organisation war sehr ordentlich. Drei Fotografen waren ständig am Wasser und sorgten für eindrucksvolle Bilder unserer wunderschönen Klasse. Thomas Strasser, dem Organisations- und Wettfahrtleiter, stand überdies zu Wasser und zu Land ein außerordentlich professionell agierendes Team zur Verfügung. Den Seglern wurde sowieso (fast) jeder Wunsch von den Augen abgelesen.

Nachdem die Vorregatta noch eher von leichtem Wind geprägt war, ging es bei den German Open schon etwas rescher zur Sache. Am Dienstag gesellte sich wie schon erwähnt auch noch Regen dazu. Am Anfang immer wieder aber noch erträglich, in der letzten Wettfahrt dann so stark, dass man nicht mal mehr die Luvtonne erkennen konnte. Die Nachfrage unseres Steuermanns nach derselbigen, konnten wir also locker und augenzwinkernd mit "Keine Ahnung, aber die anderen sehen sie ja gottseidank auch nicht" quittieren. Am Ende des Arbeitstages kam dann die Handpumpe zum Einsatz und wir pumpten gefühlte 100 Liter aus den Zwischenböden unserer "Wiener Glut".

Am zweiten Tag dann etwas bessere Verhältnisse und der Wind etwas schwächer, aber immer noch beste Bedingungen für die 1er-Genua. Das schmeckte Andi, unserem größten österreichischen Hoffnungsträger, überhaupt nicht. Für diesen Wind hatten sie nämlich kein Segel. Also natürlich schon eine 1er, aber weit weg von einer echten Waffe. Mit dieser Handbremse im Kopf kann man nicht schnell segeln. Was sich leider deutlich im Ergebnis niederschlug. Aber auch bei uns lief es an diesem Tag alles andere als gut. Die Krönung war ein Hasard-Manöver an der Luv, das letztendlich unter Spi zu einem Strafkringel führte. Bei 37 Booten und der Dichte des Feldes ist man einfach nicht gut beraten im Pulk mit Steuerbordschoten an die Tonne zu kommen und auf eine Lücke zu hoffen.

Am Abend war dann die Überraschung trotzdem groß, dass wir den 12. Gesamtplatz vom Vortag gehalten hatten. Mit dem Wannsee müssen offensichtlich alle erstmal zurechtkommen. Und was sahen unsere müden Augen außerdem am Zwischenergebnis: 11. Platz – GER 1337. Also wie am Traunsee - Präsidentenduell mit Hirschi in den letzten Wettfahrten!

Donnerstag, noch zwei ausstehende Rennen, Prognose: eher leichte Winde. Start zur siebenten Wettfahrt wieder mit Black Flag (die 20er entpuppten sich in Berlin als durchaus aggressive Starter). Und siehe da – nach ein paar Metern konnten wir schon feststellen, der Start war was fürs Lehrbuch. Auf der halben Kreuz war es dann amtlich. Nur Herbsti (GER 1435) war noch besser weggekommen. Ziemlich unbedrängt konnten wir also als 2. den Spi ziehen und machten uns die ersten Hoffnungen den Platz auch zu halten. Leider waren dann doch ein, zwei taktische Patzer dabei und das wird in der Topgruppe bitter bestraft. "Es wird halt meistens ziemlich blutig, wenn sich das Gnu in der Savanne ins Löwenrudel verirrt", mussten wir nachher feststellen. Aber immerhin kamen wir gerade noch mit dem "Leben" davon und kreuzten die Ziellinie vor Flade als 6. Damit ging auch das Präsidentenduell 2015 mit 2:0 an Österreich. Mal sehen, ob Hirschi, Volker und Daniel nächstes Jahr zurückschlagen werden :-).

In der Gesamtwertung konnten wir uns leider trotz des 6. Platzes nicht mehr verbessern, wurde doch GER 1128 mit einem B-Boot in diesem Rennen 3. Für mich ein weiterer Beweis für die B- und C-Wertung in unserer Klasse. Die achte Wettfahrt konnte aufgrund des schwachen Windes nicht mehr gestartet werden.

Bei der Siegerehrung erhielten wir dann noch für irgendetwas, das keiner so wirklich mitbekommen hatte, eine Tasche aus Segeltuch, die mit alten Zeitungen gefüllt war. Und was wir dort für eine Schlagzeile fanden, könnt ihr auf den Fotos sehen ;-)

Sieger der German Open 2015 wurde einmal mehr Flade, Ake und Harald, einmal mehr dicht gefolgt von Maggi, Mädi und Frank. An 3. Stelle mit Christian, Fiddi und Daniel auch keine Unbekannten.

Damit ging eine durch und durch gut organisierte Veranstaltung zu Ende. Was bleibt sind tolle Erinnerungen und die enge internationale Freundschaft unter den 20er-Seglern. Wir sind einfach richtig geile Typen!

Alle Fotos findet ihr verlinkt auf der deutschen KV-Website

Euer Kölli


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