Unternehmen Traunsee

Was 2012 mit einer Idee begann, wurde rund 3 Jahre später tatsächlich Wirklichkeit. Die erste Österreichische Meisterschaft der 20er Jollenkreuzer auf tiefem Wasser. Doch bevor es soweit kommen sollte, war es ein steiniger Weg mit sehr viel Gegenwind aus den eigenen Reihen und auch dem selbstauferlegten Druck eine solche Veranstaltung durchzuziehen. Letztendlich war die Teilnahme an der Allianz Traunsee Woche 2015 die absolut richtige Entscheidung. Heraus kam jedenfalls eine rundum gelungene Veranstaltung mit vielen Höhen und wenigen Tiefen. Und letztendlich einem Resümee, das durchaus nach Wiederholung schreit.

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Aber beginnen wir ein Wochenende davor. Nachdem der Traunsee, mit seinen drehenden Winden und den Bergen ringsum, nicht gerade als einfaches Revier gilt, haben wir schon lange im Vorfeld beschlossen ein Trainingswochenende auszuschreiben. Als Coach stand uns Alfred Pelinka zur Verfügung. Also jemand, der sein Handwerk wirklich versteht. So weit so gut. Nur der Wetterbericht ließ schreckliches ahnen. Regen, wenig Wind und Temperaturen gar nicht so weit weg vom Gefrierpunkt (zumindest für diese Jahreszeit). (Wetter-)Gott sei Dank wurde es viel besser. Zwei Tage Wind, durchaus angenehme Temperaturen und kaum Regen. Einziges Manko – im Regattarevier wars eher mau. So mussten wir in die Gmundner Bucht ausweichen. Auch kein wirklicher Nachteil. Konnte man doch von der Promenade neben Matchrace und Godspeed-Regatta lupenreine Jollenkreuzer-Action mitverfolgen. Also ein Einstand nach Maß für die westlich des Neusiedlersees leider unter dem Wahrnehmungsradar segelnden Jollenkreuzer.

An dieser Stelle darf ruhig auch mal erwähnt werden, dass wir mit 24 Booten das zweitgrößte Feld der gesamten Traunsee Woche stellten. Stärker waren nur die Piraten, die einen Europa Cup aussegelten.

Am Samstag Abend wartete jedenfalls schon Bernds Weber-Grill sehnsüchtig auf seinen Meister Nachdem im SC Traunkirchen Wohnwagen angesagt war, war die 57er Grillkugel ein Pflichtutensil. Der Meister ließ sich nicht lange lumpen und zauberte in professionellster Manier 4kg Beiried inklusive Beilagen in Haubenqualität auf die Teller und verköstigte damit ganze 13 hungrige Seglermäuler derart zufriedenstellend, dass sich die gesamte versammelte Meute für den Meisterschaftsvorabend gleich wieder anmeldete. An dieser Stelle Special Thanks an unseren AUT-129-Mittelmann und die Fleischerei Szabo (der Metzger seines Vertrauens) für dieses Gaumenvergnügen.

Ja, und dann war es soweit! Am Mittwoch wurden die letzten Vorbereitungen getroffen und das gesamte internationale 20er-Feld fieberte schon spannenden Wettfahrten entgegen. Der Wetterbericht war natürlich wieder nicht rosig, aber (und das schon vorweg) es kommt ja meistens anders und außerdem als man glaubt.

Nach der Eröffnung mit Schweigeminute für unsere drei in den vergangenen Monaten verstorbenen 20er-Kameraden, ging es für die ersten drei Wettfahrten auf die Bahn.

Für den Traunsee wunderbarer Wind führte uns Richtung Ebenseer Bucht und wieder zurück. Drei Wettfahrten wurden gesegelt und eines war schon jetzt klar: Der Traunsee ist nicht der Neusiedlersee und auch nicht so mancher deutscher See. Seglerisch eine echte Herausforderung waren trotzdem die Besten nach dem ersten Tag wieder vorn. Wie so oft war das einmal mehr GER 1399. Obwohl Mittelmann Ake sofort relativierte, dass auch sie sich hier alles andere als sicher sind und bis zum Schluss um ihre Entscheidungen zittern. Wie schön zu hören, dass ein Doppelolymiasieger, ein Olympiamedaillen-Gewinner und ein Soling-Weltmeister seglerisch manchmal auch nur Menschen sind.

Am Abend war dann wieder Golser Bier angesagt und danach eine kleine Gin Tonic Party zu Ehren des Präsidenten-Geburtstags.

Auch am Freitag war das Wetter wesentlich besser als angesagt. Nicht die befürchteten 7 Grad mit Regen erwarteten uns, sondern moderate 14 und kaum Wasser von oben. Der Wind zeigte sich heute von der leichten Seite, aber trotzdem noch schön zu segeln. Und wieder konnten drei Wettfahrten zu Ende gebracht werden. Es war der Tag des Generalangriffs von Christian auf GER 1400. Mit zwei weiteren 1. Plätzen und einem 5. als Streicher setzte sich der Mitfavorit an die Spitze des Klassements. Aber wie sehr Sieg und Niederlage an diesem Tag beisammen lagen zeigte sich in den vielen kleinen Tragödien einiger Teams. Nur 20 Meter zu spät die Halse gesetzt und AUT 20 konnte eine Viertelstunde lang zusehen wie das gesamte Feld vorbeifuhr, ehe es wieder weiterging. Oder GER 1433… einmal zu früh gehalst und keine 100 Meter vor dem Ziel noch vier Plätze verloren.

Am Abend versammelten sich alle im Schloss Ort in Gmunden zu einer wunderbaren und stilvollen Seglerparty, die sicher einzigartig ist. Ein absolute Must in dieser Woche!

Finaltag. (Fast) alles noch offen. Zwei Wettfahrten standen noch am Programm und die Spannung auf dem Höhepunkt. In der ersten Wettfahrt teilte sich das Feld fast 50:50 auf die linke und die rechte Seite auf (auch das ein Indiz für die Schwierigkeit, den Traunsee zu lesen). Für seine Verhältnisse ganz schlimm erwischte es Flade, der auf links setzte und chancenlos im Mittelfeld an die erste Luv kam. Dass er am Schluss einen 10. Platz mitnehmen musste, trieb die Spannung auf den Höhepunkt. Damit brauchte GER 1399 schon einen Sieg in der allerletzten Wettfahrt und musste auf einen Patzer von GER 1400 hoffen, um den Titel im letzten Moment doch noch zu holen.

Für Andi, der wie so oft in den letzten Jahren, der größte österreichische Hoffnungsträger bei Großereignissen abseits des Neusiedlersees war, war der Zug aufs Podium hingegen fast schon abgefahren. Der Meistertitel (vergeben an den besten Österreicher) war ihm zwar kaum noch zu nehmen, aber in der Over-All-Wertung betrug der Rückstand auf Maggi, seinen direkten Konkurrenten auf Bronze, schon gewaltige acht Punkte.

Die letzte Wettfahrt ergab ein ähnliches Bild wie die vorletzte. Diesmal diktierte aber Flade das Geschehen und tat damit sein Möglichstes um den internationalen Meistertitel nach Deutschland zu holen. Christian hingegen wurde nur 5. und musste sich letztendlich um einen knappen Punkt geschlagen geben. Den 3. Platz gesamt belegte Maggi mit seinem Team. Andi wurde 4. und Österreichischer Meister. Die weiteren Österreicher folgten auf Platz 6 (AUT 1) und Platz 8 (AUT 129).

Damit ging für uns eine wunderbare Traunsee Woche zu Ende. Ich für meinen Teil bin wirklich stolz, dass wir es geschafft haben, auf Anhieb das zweitgrößte Teilnehmerfeld der gesamten Veranstaltung zu stellen und damit auch klassenintern die zahlenmäßig erfolgreichste Österreichische Meisterschaft zu segeln. Das dieser Erfolg auf einem Revier weit weg vom Neusiedlersee und gegen viel Kritik möglich war, ist der Verdienst einer guten Zusammenarbeit aller drei Klassenvereinigungen.

Diese Zusammenarbeit ist für mich auch richtungsweisend für die Zukunft. Nur wenn wir uns gegenseitig unterstützen, werden wir auch in Zukunft Felder an den Start bringen, die richtig Spaß machen.

Zu allerletzt sei unseren heimischen 20er-Seglern deshalb noch ins Stammbuch geschrieben, dass sich reisen auszahlt. Erstens gibt es auch abseits des Neusiedlersees schöne Reviere und tolle Regatten und zweitens kann man sich daheim keine tollen Felder erwarten, wenn man nicht selbst ins Ausland fährt. In diesem Sinne – noch heute für die German Open in Berlin melden!!!

Euer Kölli

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